“Bis jetzt haben wir den Kleinen Bruder ignoriert. Wir haben uns nicht einmal zu einem Klaps herabgelassen. Doch wir können uns nicht mehr alleine um die Welt kümmern. Der Kleine Bruder richtet zu viel Schaden an. Er muss sehen, verstehen und Verantwortung übernehmen. Wir müssen zusammenarbeiten. Sonst wird die Welt zugrunde gehen.”

ein Kogi Mamo

Mit diesen Worten richtet sich ein indigenes Volk Kolumbiens an den Rest der Welt. Die Kogis, die Hüter der Welt, die Bewahrer des Lebens, des Ursprungs.

Tayrona, so nannte man die Ureinwohner der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens. Die Sierra Nevada ist eine einzigartige Bergkette nördlich der Anden. An ihren Hängen leben vier unterschiedliche, doch miteinander verwandte, indigene Völker: die Arhuaco (oder Ika), die Wiwa (oder Arsarios), die Kogi und die Kankuamo. Sie leben außerhalb unserer Welt. Sie haben kein Geld, keinen Strom, keine Straßen… Sie leben wie vor 500 Jahren – und es geht ihnen gut dabei. Sie wollen genauso weiterleben und ihre Kultur erhalten. Doch der große Bruder, wie sie sich bezeichnen, ist besorgt. Zu groß ist die Sorge um die Sierra Nevada, um das Herz der Welt “el corazón del mundo”. Der kleine Bruder, wir, richten einen derartig immensen Schaden an, dass unsere hermanos mayores, unsere großen Brüder, ihr Wort in die Welt hinaustragen wollen. Es ist notwendig, dass sie gehört werden, dass wir ihnen zuhören, dass wir gemeinsam fühlen, handeln, verstehen. Die wahre Liebe zu unserer Mutter wiederzufinden, unsere Erde, ohne die wir nicht sein können, das ist das Ziel, der Anfang eines neuen alten Weges.

Ihre Heimat, die Sierra Nevada de Santa Marta hat nicht nur die Form eines Herzens, sie ist das Herz der Erde. Wenn das Herz stirbt, stirbt die Erde. Ihre Rituale und Gebete verrichten die Kogi an heiligen Plätzen in der Natur. Die sind Quellen, Felsen, die Bergseen, Flussmündungen und andere. Jeder Platz hat eine bestimmte Bedeutung.
Die Kogi sind wohl eines der wenigen Völker auf der Erde, welche ihr Land großteils behalten sowie Sprache und Kultur erhalten konnten und damit über ein uraltes Wissen verfügen, was für uns heute wichtiger denn je sein könnte. Sie leben, um die Erde zu bewahren und im Gleichgewicht zu halten.

Und so machen sie sich auf den Weg, die Mamos, die spirituellen Anführer, um die natürliche Ordnung durch Gesänge, Meditation und Opfergaben zu erhalten. Um den Kleinen Bruder wieder auf den richtigen Weg zu bringen, denn er ist abgedriftet, hat die Verbindung zum Ursprung verloren.

“Danke fürs Lesen, Kleiner Bruder. Kleiner Bruder, egal wie alt du auch sein magst, das bist du für mich. Du fragst mich jetzt vielleicht, warum. Sieh dich um. Siehst du die Zerstörung? Siehst du die schwindenden Wälder, die verlorenen Tier- und Pflanzenarten, die zahlreichen Naturkatastrophen und den Plastikmüll? Spürst du die Hitze? Das dachte ich mir. Und das ist der Grund.“

ein Kogi Mamo